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Auf dem Kauppatori pfiff der Wind von See her. Kalt, unerbittlich. 
Mikka drückte das Kinn tiefer in den löchrigen Pelzkragen seines Anoraks. Alles war wie immer. Über Helsinki schien eine trügerisch Wärme versprechende Februarsonne, die Kuppel des Domes strahlte weiß inmitten des stahlblauen Himmels. In zwei, drei Stunden würde sich wieder die Dunkelheit über alles legen. Als Ausgleich für das kurze Versprechen der Natur, dass es bald Frühling und vor allem Mittsommer geben würde, tauchte sich die Stadt dann in glitzernden, elektrischen Schein. 

In der Ferne, über die Eisschollen des Süd-Hafens hinweg, konnte er die Festung Suomenlinna erahnen. Viel besser war die kleine Insel Valkosaari zu erkennen. Das klassizistische Holzgebäude des ältesten Segelvereins Finnlands darauf strahlte blendend weiß in der Wintersonne. Jetzt hatte das teure Restaurant geschlossen, erst am März würde das Taxiboot wieder vom Olympiaterminal die gut betuchten Helsinkier zu ihren Menüs und Segelbooten bringen. Auf der rechten Hafenseite, an der Laivasillankatu, lag die Anlegestelle der Silja-Line. Die „Symphonie“ war gerade aus Schweden zurückgekehrt. Genau gegenüber am anderen Hafenufer lagen die Schiffe der Viking-Linie und der Scandic-Gesellschaft. Mikka bewunderte die großen Fähr-Schiffe. Trotz ihrer Massigkeit schienen sie über das Wasser zu schweben. Besonders wenn das Weiß des Eises mit dem Weiß der Schiffskörper verschmolz. Den einzigen Farbklecks bildete das alte rote Feuerschiff, auf dem unübersehbar in großen weißen Lettern HELSINKI stand. So als ob sich die Menschen in der zugeschneiten Stadt davon überzeugen sollten, tatsächlich in Helsinki zu sein und nicht in Oulu oder Turku.  

Mikka dachte einige Momente nach. Die Stadt war zwar die Metropole, Regierungssitz und Haupthandelsplatz Finnlands. Trotzdem wirkte Helsinki eher wie eine zu groß geratene Kleinstadt. Der überwiegende Teil der Gebäude trotzte dem finnischen Klima seitdem sie Anfang des 19. Jahrhunderts als repräsentative Fassaden der gerade gegründeten Hauptstadt errichtet worden waren. Rund hundert Jahre später überrollte der Jugendstil die wachsende Stadt. Hatten Finnen sich einmal zu etwas entschlossen und fanden es schön, waren sie nicht mehr zu stoppen. Danach kam mit Alvar Aalto und seinen Kollegen der Funktionalismus über Helsinki. Trotzdem - alles war übersichtig, selbst die großen Kaufhäuser, allen voran das Stockmanns, konnten in anderen Ländern gerade einmal als mittelgroß durchgehen. Daran änderte auch die zum Teil ultramoderne Bebauung in Pikku Huopalathi nichts. 

Worauf jedoch jeder Bewohner von Helsinki stolz war, lag im Stadtteil Töölö. Das Olympiastadion wurde zwar schon seit 1938 benutzt, seinen Glanz jedoch erhielt es durch die legendären olympischen Sommerspiele 1952. Der Tscheche Emil Zatopek lief sich wie einst Paavo Nurmi in die Herzen der Zuschauer. Sogar die Finnen überwanden ihren, noch nicht so alten, Nationalstolz und huldigten dem Ausnahmeläufer. Japan und Westdeutschland nahmen zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg wieder an den Spielen teil, die neugegründete Sowjetunion errang auf Anhieb den zweiten Platz im Medaillenspiegel. Mikka erinnerte sich daran, dass sein Vater früher mit Vorliebe Western geschaut hatte, besonders italienische. Jedes Mal, wenn Bud Spencer neben Terence Hill‘s meerblauen Augen in die Kamera blickte, schüttelte Mikkas Vater den Kopf und murmelte: „Das konnte ja 1952 nichts werden. nicht bei uns hier in Helsinki. Der Mann ist damals schon zu dick gewesen.“ Dann setzte er zu der Erklärung seiner Bemerkung an, die die gesamte Familie schon auswendig kannte. „Hieß damals noch Carlo Pedersoli. 58,9 sec. Hundert Meter Freistilschwimmen. Im Vorlauf ausgeschieden.“ 

Einige Touristen drängten sich an den mickrigen Ständen entlang. Außer Mikka gab es nur wenige, die vermeintlich „echten, finnischen“ Fellmützen und Rentierfelle zu überteuerten Preisen mitten im Winter auf dem zugigen Platz verhökerten. Die meisten Händler verdienten im Sommer genug mit Gürteln, Holzspielzeug, Krimskrams und Finnland- Souvenirs für den Rest des Jahres. Er hingegen zog es im kurzen, meist heißen Sommer vor, auf dem Bau zu arbeiten oder einfach durch die Gegend zu streunen, bis das erarbeitete Geld aufgebraucht war. Sein Stand war ein klappriger Holztisch und ein Schemel. Der einzige Windschutz bestand aus dem Obelisken zu Ehren der Zarin Alexandra Feodorowna. Mikka dankte jeden Wintertag aufs Neue der Zarin, dass sie sich diesen Obelisken verdient hatte, wofür auch immer. Oft fragte er sich, warum er die Tortur auf sich nahm, hier zu stehen. Nur ganz selten blickten die Touristen seine Sachen an, zu mickrig war sein Angebot und die dürre Gestalt mit den tiefliegenden dunklen Augen und dem fadenscheinigen Anorak schien wenig vertrauenerweckend. Noch seltener kaufte jemand etwas.

Die Kälte kroch durch die zu dünnen Sohlen. Mikka sehnte sich nach einer Portion heißer Karjalan Piirrakka. Seine Lieblingsvariante war die Pirogge gefüllt mit Reis und Hackfleisch. Doch das war nur ein vergeblicher Traum. Ihm fehlte sogar das Geld für ein warmes Essen in der Mensa der Universität auf der Mannerheimintie. Dort konnte man mittags dank des staatlichen Couponsystems für 2 bis 3 Euro ein wahres Festmahl aus Hauptspeise, Salat, Brot und einem Getränk in den leeren Magen schaufeln. Noch nie hatte ihn irgendjemand in der Mensa nach einem Studentenausweis gefragt. Finnen vertrauten einander, sogar wenn dieses Vertrauen offensichtlich nicht berechtigt war. Mit seinen abgerissenen Kleidern und dem verfrorenen Gesicht schaute Mikka wahrlich nicht nach einem Studenten aus. Er musste grinsen. Dabei riss die spröde Haut seiner Unterlippe erneut auf, kleine rote Tropfen liefen über das spitze Kinn mit dem Grübchen, sammelten sich dort zu einem winzigen Blutsee. Als er sich vorbeugte, löste sich das Rinnsal erneut in kleine Perlen auf. Sie fielen in den weißen Schnee, schon während des Niedergehens zu Blutrubinen gefroren.

Schade, dachte Mikka, dass es keine echten Rubine sind. Ich könnte sie momentan besser gebrauchen als so mancher hier. Der dicke Jaari dort drüben zum Beispiel. Der sieht nicht gerade unterernährt aus. Oder Valentin, der aus Petersburg herüber gekommen war. Wusste der Himmel, welche Verbindungen er hatte. Jedenfalls war er der ungekrönte Händlerkönig auf dem Platz. Seine Ware war gut. Soweit man bei dem Ramsch, der hier verhökert wurde, von einer gewissen Qualität sprechen konnte. Auf alle Fälle brauchte er sich nie die Füße wund laufen auf der Jagd nach Ausschussware. Jaari hielt den Konkurrenten stets im Auge. Seine kleinen Schweinsäuglein im feisten, speckigen Gesicht kannten das Sortiment seines Kollegen fast besser als dieser selber. 

Über den Kauppatori trug der Eiswind den Duft nach Hernekeitto und Pannukakku. Mikka fiel ein, dass Donnerstag war. Die Erbsensuppe mit Pfannkuchen, gereicht mit Erdbeermarmelade war eines der finnischen Nationalgerichte und zudem auf den Donnerstag terminiert. In jeder guten Familie brachte die Hausfrau das Gericht an diesem Wochentag auf den Tisch. Selbst in die Restaurants hatte der Brauch Einzug gehalten. Niemand wusste, aus welchem Grund ausgerechnet donnerstags „Hernekeitto-Tag“ war. Lenkkimakkara, das gekringelte Würstchen, hatte keinen besonderen Tag zugesprochen bekommen. Was wahrscheinlich an seinen Bestandteilen lag. Mehr Mehl als Fleisch war die Wurst nur mit einem gehörigen Schuss mild-süßen Sinappi genießbar. Mikka verlor sich in Träumen von geräuchertem Lachs, auf finnische Art warm serviert und Leipäjuusto, gebackenem Käse mit Moltebeerenmarmelade. In seiner Jackentasche spürte Mikka noch das allerletzte Lakritzi. Der einzigartige, kräftig-salzige Geschmack wurde durch die Zugabe von Ammoniumchlorid verursacht. Ein Deutscher hatte ihm vor langer Zeit erklärt, wieso er die finnischen Lakritze so mochte: Ammoniumchlorid gab es auch natürlich als Salmiak. Der Deutsche vermisste die dünnen rautenförmigen Salmiakplättchen, die in seiner Jugend auf die Handoberflächen mit etwas Spucke geklebt und dann genüsslich abgeleckt wurden. Lakritzi waren zwar nicht so dünn, aber der Geschmack...

Mikka hielt viel von Erinnerungen. Ohne Erinnerungen war das Leben noch schwerer zu ertragen. Man musste sich vor allem an das Gute erinnern, doch die menschliche Psyche sorgte schon von ganz allein dafür, dass in erster Linie Schönes gespeichert blieb. Für ihn gab es genügend angenehme Erinnerungen, die ihn davor bewahrten, dem „finnischen Übel“ anheim zu fallen. Die erste Schlittenfahrt mit seinem Vater im Kaivopuisto-Park, die Mittsommerfeiern, die Silvester-Party unterhalb des Domes, Raaija, die so ungestüm mit ihm in den hellen Sommernächten getanzt hatte und dann nach Lappland verschwunden war. Der Geschmack von Mutters Geburtstagstorte, dreilagig, für den kleinen Mikka groß wie der Turm des Olympiastadions, gefüllt mit süßen Beeren, Sahne und verkleidet mit Schokolade. All das hielt ihn in den dunklen Wintermonaten und bei den Nackenschlägen des Lebens davon ab, sich umzubringen. So ausgelassen und fast manisch die finnische Bevölkerung jede sich bietende Gelegenheit nutzte, das Leben zu genießen - so depressiv konnte sie auch sein. Doch er wehrte sich gegen die Kälte und Finsternis in der Seele mit den guten Gedanken. Mochte um ihn herum alles zusammenbrechen, aufgeben. Mikka würde standhaft bleiben.  

Die letzten Sonnenstrahlen brachen sich in den vergoldeten Kuppelspitzen der Uspenski-Kathedrale. Die Touristen schauten besorgt drein und versuchten nicht mehr mit dem dicken Jaari zu handeln. Erneut musste er lächeln, erinnerte sich aber noch rechtzeitig daran, nicht die Lippen zu verziehen. Die Ausländer hatten Angst vor der Dunkelheit, dabei konnte sie doch so tröstend sein. Sie deckte die Makel der Welt zu. Auch Valentin packte schon alles zusammen. Mikka hatte ihn vor einigen Tagen gesehen, als er auf der Meritullinkatu in einen nagelneuen BMW stieg. Der dicke Jaari hätte sicher etwas springen lassen für die Information. Doch das wäre zu leicht gewesen. Die beiden sollten ihre Geheimnisse sich gegenseitig abjagen und wenn sie unbedingt wollten, sich bekriegen. Mikka würde einen Teufel tun, sich auf eine der Händlerseiten zu schlagen. 

Das Knurren seines Magens wurde zu einem dumpfen Grollen. Die Zehen spürte er nicht mehr und durch den dünnen Anorak kroch die Kälte wie eine Schlange die knochigen Wirbel entlang hoch bis in den Nacken. Vier Wochen musste er noch durchhalten. Anfang März würde alles besser werden. Immer öfter würde es helle Tage geben, die Kälte würde langsam, sehr langsam, weichen, Helsinki aus dem Winterschlaf erwachen. Für Mikka bedeutete das Auftauen des Hafens weit mehr als zögerliches Frühlingserwachen: genügend hatte er in diesem Winter gesammelt. Hatte die Menschen studiert, ein Gefühl dafür entwickelt, was sie voneinander abgrenzte und was sie verband. Er hatte Feindschaft und Freundschaft erfahren, häufig von unerwarteter Seite. Er freute sich schon jetzt auf den ersten Mai, „Vappu“ -den Tag der Studenten und vor allem offizieller Frühlingsbeginn. Nicht nur der Kaivopuisto Park verwandelte sich dann in eine einzige Picknickwiese, überall gab es Musik. Egal ob es noch Minusgrade oder gar Schneefall gab - ab nun war Frühling. Jaari und Valentin würden gute Geschäfte machen, im Frühjahr kamen erheblich mehr Touristen.

Das Leben auf dem Kauppatori hatte ihn in den vergangenen Monaten für vieles empfänglicher gemacht. Aber auch härter gegen sich und andere. Er verachtete inzwischen all die Leute, die sich ihre Wünsche allzu leicht und schnell erfüllten. Leben mit all seinen Facetten war nicht so einfach, wie es sich die Studenten in ihren warmen Bibliotheken und nach gutem Essen sowie starkem Kaffee riechenden Mensen vorstellten. Auch wenn sie stundenlang über den Sinn des Lebens in philosophischen Diskursen debattierten.  

Er klappte den Tisch zusammen, stopfte die Ware in den löchrigen Seesack, klemmte sich den Schemel unter den rechten Arm. Warf einen letzten Blick auf die nun von bunten Lichtern beschienene Eisfläche des Hafens und machte sich auf den Weg zu seinem Schlafplatz unter der Pitkänsilka-Brücke, der Verbindung über den Nordhafen nach Hakaniemi. Im Schatten des „Hilton“, sanft beleuchtet von dessen blauer Lichtkuppel, konnte er vom Frühjahr träumen.  

Das soziale Netz war löcherig, die Finnen längst nicht so selbstlos, wie sie es sich selbst gerne vormachten. Mikka würde ebenfalls bald wieder zu ihnen gehören. Aber nur äußerlich. Wenn der Winter gegangen und der Feldversuch vorbei war, würde er endlich mit seiner Doktorarbeit beginnen können. Doch er wusste, dass er im normalen Leben als Soziologie- und Philosophie-Doktorand eine andere Sicht auf den finnischen Armen-Alltag haben würde.

Auf dem leeren Kauppatori pfiff der Wind von See her. Kalt, unerbittlich.



Ach Gott, schon wieder eine dieser Postkartenidyllen… das werden Sie jetzt bestimmt denken! Wenn von der Camargue und der Provence die Rede ist, sieht der normale Reiseberichtleser immer die berühmten Pferde  und die gleichsam bekannten schwarzen Stiere vor seinem inneren Auge. Oder endlose Lavendelfelder. Natürlich drapiert von weinschlürfenden, mützentragenden Franzosen, die sich Zentner von fettem Käse einverleiben. Und endlose Schlangen von Touristen, die unbedingt das berühmte Licht mit ihren Kameras einfangen wollen. Wenn Sie nicht in diese Kategorie  fallen, waren Sie wahrscheinlich schon einmal im frühesten Frühjahr oder im Herbst dort…

Die Camargue, das Sumpfgebiet der Provence, entfaltet in den nicht touristisch überlaufenen Zeiten einen ganz eigenen Reiz.  Das flache, von Schilf bewachsene, Gebiet mit seinen Kanälen und den in ihnen lebenden Nutrias ist ein ruhiges Land. Wenn der Morgennebel langsam herankriecht und die Reisfelder unter sich begräbt, in der Nähe von Aigues-Mortes sich die Sonnenstrahlen auf den Salzhügeln der Salinen brechen, Flamingos arrogant am „Etang de Vaccares“ herumstolzieren oder die weißen Pferderücken am „Etang sacramande“ einträchtig neben tiefschwarzen Stieren grasen, dann sind Sie am Rande des Paradieses angekommen.

Wer Wein und gutes Essen liebt, ist hier sowieso richtig. Unzählige Chateaus bieten „Costieres de Nimes“- Weine an. Besondere Spezialität ist der sogenannte „Sandwein“. Die Reben auf dem sandigen Boden der Camargue werden immer wieder vom Salzwasser überschwemmt. Geschadet hat es ihnen nicht, im Gegenteil: Als einzige blieben die Weinstöcke der Camargue von den großen Plagen der Reblaus verschont. Während in ganz Europa die Winzer wehklagten, machten die Weinbauern mit ihren erdigen, an Meer und Salinen erinnernden Produkten das Geschäft ihres Lebens. Vorwiegend „Gris“ wird hier angebaut, ein leichter und heller Rose.

Auch kulinarische Entdeckungen sind vorprogrammiert: „Boeuf gardienne“ (Gulasch aus Stierfleisch, Kräutern der Provence und Wein), verschiedenste „Pates“ („Brotaufstriche“), Camargue-Reis… hier lässt es sich wie Gott in Frankreich leben. Mit ein klein wenig Glück finden Sie ein winziges Restaurant, in dem Urlauber nicht am Fließband abgefertigt werden und der Maitre de cuisine noch Zeit für seine Gäste hat. Vielleicht erzählt er Ihnen ja einige Anekdoten über eine Gift spritzende Killerpflanze (die Spritzgurke) oder berichtet von verschwundenen Pferdewagen, die inklusive ihrer menschlichen Chauffeure in einem der unzähligen Geheimgänge alter Abteien auf Nimmerwiedersehen verschwunden sind. Von Franquevaux aus z.B. buddelten sich die Mönche im Mittelalter bis nach Aigues-Mortes. Das setzt allerdings voraus, dass Sie entweder ausreichend die französische Sprache beherrschen, ein gutes Wörterbuch besitzen oder auf einen ausgewanderten Schweizer als Küchenchef treffen. Ich kann Ihnen sagen: die Kombination von original „Schweizer Rösti“ mit „Boeuf gardienne“, dazu ein Glas des hiesigen Rose-Wein….himmlisch!

Kulturliebhaber zieht es nach Arles und Nimes. Strand-Touristen eher in die Nähe von Aigues-Mortes an der Mittelmeerküste. Alle drei Orte sind sogar in der Nebensaison überschwemmt von Reisebussen. Aber ein Besuch der antiken, römischen Sehenswürdigkeiten von Arles lohnt allemal. Sollte Ihnen ein kleiner Platz, gesäumt mit Cafes und Restaurants plötzlich bekannt vorkommen – dann haben Sie die Vorlage für van Goghs berühmtes „Cafe de nuit“- Bild gefunden. Die Gaststätte am Place du Forum wurde vor einigen Jahren restauriert.

Kinder werden ihre helle Freude an der Stadtmauer von Aigues-Mortes haben. Selbst Erwachsene verspüren den Atem von Prinz Eisenherz und Konsorten, wenn sie durch die Schießscharten der massiven Mauern blicken. Ursprünglich lag die Stadt direkt am Meer, heutzutage müssen Sie knapp 9 Km hinter sich bringen, um in Le Grau de Roy oder Port Camargue die Wasser des Golf du Lion zu betrachten. Wenn Sie denn im Sommer vor lauter Touristen das Meer überhaupt zu sehen bekommen!

Auch Tierschützer können hier mit ruhigem  Gewissen urlauben. Die kleinen, aber starken, schwarzen Stiere werden in der Regel nur für die unblutigen Stierkämpfe in die Arena geschickt. Nur in einigen, wenigen Gebieten müssen die Tiere ihr Leben lassen – wobei auch so mancher menschliche Gegner auf der Strecke bleibt. Im Schutzgebiet rund um den „Etang de Vaccares“ werden Führungen veranstaltet. Dort können Sie mit etwas Geduld auch Nutria-Mütter beobachten, die, mit den Zitzen auf dem Rücken, schwimmend ihre Nachkommenschaft säugen.

Es gäbe noch soviel zu erwähnen. Am besten, Sie fahren hin … und grüßen Sie die weißen Pferde von mir!

Meer, Wein, Austern - und als Garnierung etwas Nacktes…

Hatten Sie schon immer mal Lust, anstelle des vertrauten Körperbaues Ihres Partners bei gutem Wein, Austern und frischem Baguette knackige Franzosen zu sehen? Sollten Sie die Frage bejahen – dann sind Sie an der französischen Atlantik – Küste, genauer im Medoc, absolut richtig! Sie müssen nicht in das größte Nudisten-Urlaubsressort „Euronat“ einziehen, um wunderbare Aussichten zu genießen. Dort ist es eh zu voll, und nicht jeder steht auf „Gymnastiqueee  auf die Terrassss!’“ morgens um 8 Uhr. 

Zwischen Gironde und Atlantik liegt das Mekka der Weinliebhaber und Gourmets. Wohlgemerkt:  der Gourmets, nicht der Gourmands! Pouillac – Lamm, Weine von Rothschild, Fisch aus den Markthallen von Soulac – sur - Mer, und, und, und… .

Kulturelle Highlights sind nicht unbedingt in dieser Gegend zu erwarten. Eine restaurierte Mühle in Vensac, während die Kirche in Soulac, mal etliche Zeit unter dem Dünensand begraben, zur malerischen Kulisse für parkende Touristenautos herhält.  Der Weg zum Glück führt über die Buchung einer Unterkunft. Je nach Geschmack direkt am Meer im trubeligen, „hippen“ Montalivet, im beschaulichen (aber teuren) Örtchen Pouillac direkt an der Gironde oder, als Kompromiss zwischen beiden Extremen, mitten drin in den Gemeinden rund um Lesparre de Medoc.  Mein Tipp: ein Ferienhaus in Vensac, St. Vivien o.ä. kleinen Orten in der Mitte der Landzunge suchen. Dann können Sie einkaufen, was die Hypermarches und Markthallen hergeben und in aller Ruhe versuchen, aus den frischen Köstlichkeiten  noch wundervollere Gerichte zu zaubern. Sollten sie keinen Spaß am Kochen haben, geben Sie sich dem Genuss von Baguette und Wein hin. Oder trinken Sie eine Pastis. Durch das Anisaroma wird der Hunger geweckt. Und auch die Phantasie… bestimmt nur deshalb sind so viele Franzosen Spitzenköche! 

Vormittags fahren Sie mit dem Wagen oder dem Rad zum Strand, durch einen schattigen Piniengürtel, auf einem zum Radweg ausgebauten, ehemaligen Jakobs-Pilgerweg. Idealerweise sollten sie eine kleine Kühltasche zur Hand haben. Dann sind sie auch während der Bräunungsphase vor Hunger, Durst und Alkoholentzug sicher. Einige Chateaus und Winzergenossenschaften bieten auch „halbe“ Weinflaschen an.  Sie können an den endlos scheinenden Stränden nackt, bekleidet und, wenn Sie wollen, sogar im Pelzmantel herumliegen. Das interessiert hier keinen. Kinder haben unendliche Möglichkeiten zum Herumbuddeln, derweil Jugendliche und Erwachsene versuchen, sich auf Surfboards aufrecht zu halten.  Die vereinzelten alten Bunkeranlagen aus dem 2. Weltkrieg bieten Ihrem Nachwuchs Klettermöglichkeiten. 

Während Sie also gemütlich in der Sonne aalen, zwischendurch mal ein Schlückchen Rotwein vom „Chateau David“ oder aus der Genossenschaft in Querac genießen, am Baguette knabbern und von Austern, Lamm oder Loup de mer träumen… betrachten Sie die vorbei joggenden Franzosen mit ihren trainierten Muskeln, pfeifen leise vor sich hin beim Anblick einer „Marianne“ mit Modellfigur oder Sie schauen versonnen einer sicherlich mindestens 70-jährigen zu. Diese hat sich extrem gut gehalten durch das tägliche Tai-Chi am Strand. Wenn Sie jetzt noch einen MP3-Player o.ä. haben und „Plein Soleil“ von Gilbert Becaud hören – dann haben Sie ihr Paradies gefunden. Vorausgesetzt, Sie suchen Ruhe im Urlaub.

Ansonsten stürzen Sie sich nach dem Strandbesuch in das Getümmel des täglichen Marktes in Montalivet, besuchen die dortigen Restaurants und Diskotheken oder Sie dinieren fürstlich im „Le Douane“ in St. Christoly, mit Blick auf die Gironde.  Sie können es auch richtig „bourgeois“ haben: der ab und zu stattfindende „Marche de nuit“ in Vensac ist ein verträumter Minitrödelmarkt mit Dorffest. Und die traditionell im gesamten Dorf aufgestellten, lebensgroßen Puppen werden Sie bestimmt begeistern. Hier trifft sich die einheimische Bevölkerung bei Austern, Crepes und etlichen anderen Leckereien und Gäste sind sehr gern gesehen.

In diesem Sinne - Bon voyage!!! 



Sie glauben, in Schweden gibt es nur Elche, IKEA und blonde Pippi Langstrumpfs? Falsch!! 

Schweden besteht entgegen der landläufigen Meinung nicht nur aus strohblonden, Topmodell-verdächtigen Mädchen, ebenso blonden, männlichen Wikingertypen und Elchen die zu jeder Tages- und Nachtzeit quer über die Strasse rennen. Die einzigen Klischees, welche wirklich zutreffen, ist die Vorliebe der Schweden für Volvo und ihr Stolz auf das eigene Land. Auch mit einer Deutschen als Königin werden Mini-Frikadellen hier immer noch Köttbullar genannt.  Im Urlaub werden Ihnen mehr dunkel - als hellhaarige Einwohner begegnen, und erst im Norden treffen Sie sich mit Elchen.  Keine Angst: in ganz Schweden können Sie die Tiere, in handlichem Format und garantiert friedlich, als Souvenir kaufen.

Seien Sie gewarnt: Sie werden einiges kaufen! Nicht erst seit IKEA’s Siegeszug rund um die Welt fasziniert schwedisches Design. Ehrlich, schnörkellos, dabei freundlich-einladend … so wie die Menschen und die Landschaft. Wenn ihr Budget knapp bemessen ist, vermeiden Sie es unbedingt, im „Glasriket“ („Glasreich“) Ihre Nase in eine der unzähligen Glashütten hineinzustecken! Sie kommen mit Tonnen von Gläsern, Teelichtleuchtern und Glas-Elchen wieder heraus. Andere Kaufrauschgefahren lauern bei Keramik und Heimtextilien. Sollten Sie finanziell besser gepolstert sein, empfiehlt sich die Mitnahme eines kleinen Anhängers oder eine Dachbox. Sie werden sie für das Nach – Hause - Schaffen ihrer Schätze brauchen …

Sverige ist ein stilles Land. Für Rummelurlaub a la Ballermann eignet es sich wahrlich nicht. Dafür können Sie anstelle von Paella (im trubeligen Strandrestaurant) hier gemütlich am Grill im Garten Ihres Domizil’s sitzen und an Köttbullar knabbern. Da die Schweden im großen und ganzen ein recht genügsames Volk sind, ist das Angebot an Fleisch und Gemüse ausreichend, aber nicht so groß, wie wir es aus Deutschland her kennen. Womit wir in der Küchenabteilung angekommen sind…

Die schwedische Küche besteht nicht (!) nur aus Elchfleisch. Auch wenn die o.a. Köttbullar wie die Hinterlassenschaft dieser Tiere aussehen! Es sind Mini-Hackfleischbällchen aus Schweine- oder Rinderfleisch und eines der Nationalgerichte in Schweden. In allen Supermärkten bekommen Sie fertig gegarte „Elchköttel“. Sie brauchen sie nur noch auf dem Grill oder in der Pfanne anwärmen, oder kalt genießen, oder in die Suppe geben, oder, oder, oder… Die schwedische Küche kennt unzählige Arten der Verwendung und Veredelung, sie alle durchzuprobieren, würde Sie Jahre kosten. Der normale deutsche Urlauber wird aber entzückt sein, die heißgeliebte Kartoffel in allen möglichen Variationen vorzufinden. Was ihn darauf schließen lässt, dass eine Königin, die mehr repräsentiert als regiert, durchaus Einfluss auf die Ernährungsgewohnheiten ihrer Untertanen hat. Leider liegt er damit völlig falsch: die Kartoffel war schon vor den Zeiten Silvia Sommerlaths eines der Grundnahrungsmittel in Schweden. Besonders gern wird im August, wenn die Zeit der Krebs-„Jagd“ beginnt und das Leben der „kraftör“ in einem Topf siedenden Wassers endet, „Potatissalad“ oder Püree aus den Erdäpfeln verzehrt. Viele Abende sind mit dem genüsslichen Verspeisen von „Kräftskiva“ ausgefüllt. Die Krebse sollen auch im menschlichen Magen nicht austrocknen, daher werden sie mit reichlich „snaps“ begossen. Fischliebhaber kommen voll auf ihre Kosten. Und die Preise für die Lebensmittel sind nicht signifikant höher als bei uns.  Selbst Alkohol aus den staatlichen Läden gibt es zu erschwinglichen Preisen. In der „Kraftör“- Zeit haben auch die zentralen Alkohol-Verkaufsläden Hochsaison, deren reichhaltiges Angebot auch den Genießer befriedigt, vorausgesetzt, er ist mindestens 25 Jahre alt. Die Preise von Wein (unabhängig von den Umdrehungen) und (3,5 prozentigem) Bier sind nur geringfügig höher als in Deutschland. Dafür schlägt der schwedische Staat bei allem, was nach Schnaps riecht, schmeckt oder aussieht und über 3,5 % hat, kräftig zu.  Wahrscheinlich ist dies auch der Grund, warum schwedische Polizisten in der Literatur so häufig Wein kaufen und dadurch ein Alkoholproblem haben: Wein ist auch für einen Staatsbediensteten erschwinglich!  Dort bekommen Sie i.d.R. vom König Pils bis zum 92er Rothschild Grand cru alles, was Ihr Herz oder Ihre Leber begehrt. Ansonsten müssen Sie sich mit Leichtbier zufrieden geben , „lättöl“ oder „folköl“. Nur in Restaurants erhalten Sie, sehr teures, Mittel- oder Starkbier.

Die Annahme vieler Touristen, dass dieser Umstand zu der berüchtigten Lautverschiebung in der schwedischen Sprache geführt hat, ist jedoch nicht zu bestätigen. Wenn man erst einmal begriffen hat, dass ein a mit einem kleinen Kreis oben drüber als o ausgesprochen wird und ein o wie ein ö die Mundhöhle verlässt, ist man schon ein gutes Stück schwedischer geworden. Bei genauerer Betrachtung wird besonders der deutsche Tourist aus Schleswig-Holstein, vom Niederrhein oder aus Niedersachsen viele Parallelen zu den Slangs seiner Heimat feststellen, die ihm das Überleben im schwedischen Alltagsdschungel um einiges erleichtern.  Kaufen Sie sich im Land ein Wörterbuch! Ein freundliches „God dag“ hat noch nie geschadet. Aber Achtung: die Aussprache hat es in sich. Bis Sie erkannt haben, dass ein o wie ö ausgesprochen wird, ein u aber wiederum ein o ist (oder wie war das noch mal?)… Selbst wenn Sie die Grundregel in der Theorie verstanden haben, blicken Sie den freundlichen Schweden, der Ihnen den Weg erklärt, an wie ein Elch – Entschuldigung, wie ein Esel. Sollten alle Stricke reißen, kommen Sie mit Englisch sehr gut über die Runden. Und mit gar nicht allzu viel Glück spricht ihr einheimisches Gegenüber fast so gut Deutsch, wie Sie selbst, (wozu eine deutschstämmige Königin nicht alles gut ist!). 

Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit. Deshalb lautet das wichtigste Wort: „tack sa mycket“. Das schwedische Dankeschön wird ausnahmsweise mal so ausgesprochen, wie es geschrieben wird. In Schweden bedankt sich jeder für alles, was die Atmosphäre freundlich macht. Also seien Sie artig, und bedanken sich im Supermarkt für den Kassenbon, worauf sich die Kassiererin für Ihren Einkauf bedankt. Was Sie dazu veranlasst, sich für das Bedanken zu bedanken… Beim nächsten Mal werden Sie dann mit einem vertrauteren „Hej“ anstelle des formellen „God dag“ begrüßt. 

Das Land der heiligen Lucia ist ein Ziel für Individualisten und Ruhesuchende.  Egal, ob Sie die Schären bis zur norwegischen Grenze abklappern, die Seen in Mittelschweden mit Kanu und Zelt erkunden, an der Ostseeküste urlauben oder im Norden bei den Samen „Elche gucken“ – überall erwarten Sie liebenswerte Menschen, wunderschöne Sonnenauf- und Untergänge und Natur, die zumindestens noch heiler aussieht als bei uns. Sie werden Rehe sehen, die flatternden Schwedenfähnchen an jedem Haus bestaunen, Köttbullar mit Kartoffelsalat essen, in Astrid-Lindgrens-Welt eine echt schwedische Pippi Langstrumpf samt Affe und Pferd kennenlernen, eventuell sogar Kommissar Wallander über den Weg laufen, u.s.w.. Erst wenn Sie wieder zu Hause sind, wird Ihnen klar werden, dass Sie sich richtig erholt haben.

Und dann werden Sie auch feststellen, dass Schweden Sie verzaubert hat!

Also, „pa aterseende“ in Schweden!




Dem Venedig des Nordens mangelt es auch in kalten Zeiten nicht an Charme…

…man muss nur warm genug eingepackt sein! Dann erschließt sich die schwedische Metropole zwar nicht Reiseführer-und-Bilderbuchmäßig, aber nicht weniger eindrucksvoll. Effektive zweieinhalb Tage Gastsein in Stockholm sind aber auf jeden Fall viel zu wenig. Das schreit geradezu nach Wiederholung.  Von Düsseldorf über Berlin nach Stockholm mit dem Flugzeug ist es wirklich nur einen Katzensprung. Gelandet wird auf einem der drei Stockholmer Airports, in unserem Fall in Arlanda (ca. 40 km vom Zentrum entfernt). Sollten Sie Raucher sein und schon seit dem Abflug aus Düsseldorf schmachten…bitte nicht direkt vor der Ausgangstüre des Terminals die Zichte anstecken. Da ist nämlich selbst im Freien das Rauchen verboten! Ansonsten werden Sie mit einem freundlichen „Hej!“ begrüßt.  Von Arlanda können Sie mit den Flughafen-Bussen oder dem Zug in die City reisen, bequemer ist es allerdings mit einem Taxi. Sie werden vor ihrer Hoteltür abgesetzt und ersparen sich den u.U. langen Weg vom zentralen Bahnhof. Ein Taxi lohnt sich allerdings nur, wenn mehr als drei Personen reisen. Nehmen Sie am besten eines der gelben Fuhrunternehmen, die sind preiswerter in ihren Festpreisen als die blauen…von Arlanda kostet die Pauschalfahrt, egal wohin im Stadtgebiet, zwischen 380 und 480 schwedische Kronen, was ganz grob gerechnet etwa 38 bis 48 Euro entspricht. Überhaupt sollten Sie gar nicht erst versuchen, mit Euro zu bezahlen. Dann ersparen Sie sich ein freundliches Kopfschütteln und kommen nicht erst nach einem Gang zum Bankomat ins Taxi.  Schwedische Geldautomaten spucken übrigens nur bis zu 2000 SEK pro Anforderung aus, deshalb bilden sich durchaus lange Schlangen an den Flughafen-Bankschaltern. Die Reisenden schieben einfach mehrfach ihre Karten in den Schlitz. In den Hotels etc. sind die Euros ebenso nicht gerne gesehen. Sie tauschen Ihnen im absoluten Bedarfsfall auch in Kronen um, dafür müssen Sie aber mit einem äußerst schlechten Wechselkurs rechnen.

In Stockholm finden sie jede Menge Unterkünfte in allen Preislagen. Zu empfehlen ist das „Birger Jarl“, benannt nach dem Gründer Stockholms, im Stadtteil Norrmalm. Sicherheitstechnisch Interessierten kommt nicht nur die Lage direkt neben dem Polizeipräsidium entgegen, auch der Aufzug im Hotel kann nur mit der Chip-Zimmerkarte benutzt werden. Jede Etage wurde von schwedischen Designern unterschiedlich gestaltet, die Zimmer könnten glatt aus einem IKEA-Katalog stammen. In der Minibar erwarten sie keine anderen Getränke als zwei Flaschen Mineralwasser, aber die werden nach Leerung am nächsten Morgen kostenlos ersetzt. Wenigstens kann sich so kein von Aquavit benebelter Gast die Finger oder das beste Oberhemd versengen, wenn er das genial in den Schrank eingebaute Bügelbrett mit integriertem Hosenglätter und Bügeleisen benutzt…

Das Personal ist äußerst freundlich und zuvorkommend, beim Frühstücksbüffet gibt es von Müsli bis hin zu eingelegtem Hering und Köttbullar alles, was ein skandinavischer Magen begehrt. Natürlich auch Croissants, Brot, ham and eggs und Diätmargarine. Erwarten Sie aber bitte nicht einen gedeckten Frühstückstisch mit Blümchen und gutem Porzellan. Hier, wie überall in Schweden, nimmt sich der Gast einen Teller, packt sich alles drauf, was er essen möchte und schnappt sich neben Besteck auch noch einen Kaffeebecher. Dann balanciert er den gefüllten Koffeinbehälter mitsamt seiner sonstigen Beute zu einem Tisch und beginnt mit dem Frühstück. Ehrlich gesagt, eigentlich schmeckt das Essen genauso gut ohne Villeroy & Boch-Geschirr, aber man muss sich erst an die nordische Kargheit gewöhnen.  Die Zigarette danach muss in gesamt Stockholm vor der Türe inhaliert werden. Doch die allermeisten Hotels, Gaststätten, Bistros und Cafes haben Stehtische und Wärmelampen neben den Eingangstüren installiert und sorgen damit dafür, dass die Raucher keine Lungenentzündung bekommen.

Um sich über Stockholm zu informieren können sie natürlich den Reiseführer befragen, eine Stadtrundfahrt buchen oder sich einfach auf die eigenen Socken machen. Das U-Bahnnetz ist hervorragend ausgebaut (und die U-Bahn-Stationen sehenswert), Busse und Trambahnen fahren sie fast überall hin und dann sind da ja auch noch die Fähren und Boote…zur Buchung können sie auch im Hotel schreiten. Oder Sie besorgen sich das Stockholm-Ticket in der Touristenzentrale am Hauptbahnhof. Dann haben sie für max. 72 Stunden freie Fahrt mit dem ÖPNV und Ermäßigungen bzw. Befreiung von den Eintrittsgeldern in Museen etc. . Übrigens: die Eingänge zu den Stockholmer U-Bahn-Stationen sind in Häusern versteckt. Aber bitte in Englisch parlieren, in Silvias Residenzhauptstadt ist Deutsch nicht so sehr verbreitet wie z.B. in Südschweden. Es nimmt ihnen aber niemand der i.d.R. sehr gut Englisch sprechenden Stockholmer übel, wenn das Schulenglisch bei Ihnen etwas holperig herauskommt!

 Und dann geht es los…

Von Einkaufsstraßen, Essen und dem Verhalten schwedischer Fußgänger…

…werden Sie überrascht sein. Als City mit 1,5 Millionen Einwohnern sind natürlich die Einkaufsstraßen in Stockholm auf die Bedürfnisse einer Metropole ausgelegt. Fünf  große Flaniermeilen, teils als reine Fußgängerzonen öffnen nicht nur kauflustige Herzen, sondern auch Geldbeutel und Kreditkarten. Jack Jones, Kenvelo, Dior und etliche andere, z.T. in Deutschland nicht verfügbare, Modegeschäfte und Interieurläden bieten ihre Waren in Einkaufszentren feil. Erstaunlich viele Friseure und Blumengeschäfte sind ebenfalls zu finden. Und alle proppenvoll mit Kunden!  Hinzu kommen mehrere Markthallen, alt und wunderschön und- proppenvoll. Dort kann man nicht nur skandinavische und andersländige Spezialitäten kaufen, man kann dort auch (sozusagen direkt an der Quelle) genießen. Insbesondere in der kalten, dunklen Jahreszeit machen die Stockholmer ausgiebig Gebrauch von diesem Angebot. Womit wir wieder einmal in der wichtigen Abteilung der Gastronomie angekommen sind… Schweden sind Kaffeesüchtig! An jeder Ecke werden Sie Cafes und kleine Bistros, alte, neue, kühl nordisch eingerichtet oder urgemütlich, entdecken. Allen gemeinsam ist, dass sie zu jeder Öffnungszeit Schweden mit einem Kaffeebecher in der Hand beherbergen. Witzigerweise erfreut sich der Instanttrunk einer bekannten Schweizer Firma besonderer Beliebtheit, er steht sogar auf dem Frühstücksbüffet des Hotels … Wo sich unsereins mit Grauen abwendet und nur zur löslichen Brühe greift, wenn er keinen Filter und eine Kaffeekanne zur Hand hat, trinken die Nordländer/innen selbst in zivilisierten Gegenden andachtsvoll ihren N…cafe. Kaffee setzt Serotonin („Lebenslust-Stoff“) frei, ähnlich wie Schokolade. Dieser Stoff steigert die Munterkeit, die Vorstellungskraft und die Aufmerksamkeit. Als dies passiert auch bei Sonneneinstrahlung, die naturgemäß im nordischen Winter extrem gering ausfällt. Wenn es um 3 Uhr nachmittags schon dunkel wird…

Apropos Schokolade: selbstverständlich wird zum Kaffee auch eine Zimtschnecke (nein, nicht unsere Opinio-Kaneelbulle) oder ein Stückchen Torte (Änne und Käthe würde das sehr gefallen) oder ein Teilchen vertilgt. Quasi als doppelte Versicherung gegen Serotonin-Mangel.

In den Markthallen liegen Ihnen nicht nur ausgewachsene Lachse und Jakobsmuscheln drapiert von frischen Austern auf der Kühltheke, sondern auch handgerollte Köttbullar oder - besonders beliebt- asiatische Spezialitäten aus Japan, Thailand, China, der Mongolei usw.. Meiner Theorie nach liegt die Vorliebe für asiatische Kochkunst ja in den scharfen Gewürzen begründet. Sie wissen schon, Serotonin….

Elche, Rene und sonstige Spezialitäten sind bei Touristen die Renner. Die Schweden sehen hingegen das für uns exotische Gaumenerlebnis als selbstverständlich an. Weswegen eine Rentier-Salami oder eine Elchwurst nicht teuerer als eine gute italienische Wurst bei uns sind. Älk-Burger sind normal.

Essen gehen ist in Stockholm nicht so einfach wie in Deutschland. Selbst in der billigsten Speisebude dürfen Sie sich nicht einfach im Lokal umschauen, an den erspähten freien Tisch wandern und Platz nehmen. Nein, ein Kellner fängt Sie meist früh genug schon kurz hinter der Restaurant-Schwelle ab und fragt nach Ihrer Reservierung! Selbst wenn das Lokal nur mit drei einsamen Gästen bestückt ist, kann es sein, dass Sie erst einmal 10 Minuten warten müssen - um dann zum Tisch geleitet zu werden, den Sie sowieso schon im Auge hatten. In der Mittagszeit bieten die meisten Restaurants erschwingliche Menüs (dagens rätt) an, abends wird es noch voller und auch teuerer. Zu empfehlen sind Jansens Beefhuset auf dem Sveavägen oder das etwas weiter nördlich auf der gleichen Strasse gelegene „Hard Rock Cafe Stockholm“. In dem können Sie nicht nur gut essen, sondern auch Hard-Rock-Cafes-Souvenirs wie T-Shirts etc  erwerben.  Abzuraten, und zwar auf das Heftigste, sei allerdings  von dem Verzehr der Speisen der „Gato-Köken“. Diese mehr oder weniger im nordischen Wind davonfliegenden Imbissstände bieten vorwiegend an den von Touristen bevorzugten Orten Hot dogs und Ähnliches an. Nicht nur, dass die warmen Hunde überteuert sind, meist schmecken sie noch nicht einmal und sind eigentlich nur als…ähem…Hundefutter zu gebrauchen. Wenn Sie eine solche Bude entdecken, machen Sie einen großen Bogen drum herum oder wechseln Sie die Straßenseite!

 (Elegante Überleitung zum Thema Verkehr, nicht wahr? )

Das Verhalten geschlechtsreifer Stockholmer in Hauptverkehrszeiten ist nicht unbedingt gesetzeskonform. Krei(sel)verkehre gibt es kaum, stattdessen Ampeln über Ampeln. Welche von den fußgängerischen Hauptstadtbewohnern auch mit Enthusiasmus benutzt werden – als Drückmittel und als Taktgeber für die innerlich gesummte Melodie. Das gemächliche Tak---Tak---Tak der roten Ampel wird beim Umspringen auf Grün abgelöst vom hektischen Stakkato Tack-Tack-Tack. Nur sind dann die ungeduldigen Schweden schon längst auf der gegenüberliegenden Straßenseite…Zufälligerweise kam gerade kein Auto oder die Motorkutschen waren ausreichend weit genug entfernt um schon vorher über die Straße zu flitzen. Manchmal laufen die Stockholmer auch einfach nur los und vertrauen auf den lieben Gott und das Reaktionsvermögen der Autofahrer. Hängt vielleicht auch mit dem Serotonin-Spiegel zusammen… 

 
Überhaupt können Sie alles Sehenswerte auch zu Fuß erreichen. Außer das Schloss Drottningholm, sofern Sie nicht schwimmen wollen – nehmen Sie einfach die Fähre und bestaunen Sie das Wohnschloss von „dat Silvia un ihren Karl Gustav“.

Parks, Museen und abgesägte Schiffsmasten…

…finden Sie auf der Insel Djurgärden. Durch eine Brücke mit dem Stadtgebiet verbunden beherbergt diese Schäreninsel das Nordisk Museet, das Aquaria Museet und das berühmte Wasa-Museet. Da die Masten des 1628 bei der Jungfernfahrt schon im Stockholmer Hafen gesunkene Segelschiff nicht mehr unter das Dach passten, wurden sie einfach abgesägt. Als Ersatz setzte man von außen einfach stählerne Nachbildungen der Mastenden auf das Dach. Innen kann man sich locker 2 bis 3 Stunden vergnügen. nNicht nur das gewaltige Schiff mit seinen überreichen Schnitzereien präsentiert sich bei jedem Standortwechsel mit überraschenden Feinheiten, auch die Ausstellung über die Geschichte, Fertigung und das Leben zur damaligen Zeit sind äußerst detailreich und liebevoll gestaltet.  Beeindruckend, respektvoll präsentiert aber etwas morbide sind die Skelette der im Wrack gefundenen Toten. Jeder bekam einen Namen und ihre Schädel wurden mit Sorgfalt rekonstruiert. Heraus kamen Büsten, die so lebensecht wirken, dass man am liebsten ein freundliches, leises „Hej“ zu ihnen sagen möchte. Und ich glaube, man wäre nicht erstaunt, wenn die Büste antworten würde. Der Eintritt beträgt 80 Kronen, bis zum Alter von 18 Jahren gelten auch Jugendliche als Kinder und gehen kostenlos durch die Schranke. Was Teenager gar nicht freut, müssen sie sich doch von nun an wieder offiziell als KINDER bezeichnen lassen …

Das Nordisk Museet zeigt schwedisches Alltagsleben und bietet auch wechselnde Ausstellungen über Themen vom Mittelalter bis zur jüngsten Geschichte. Im Aquria Museet gibt es …na…genau: Ausstellungen über die Wasserwelt. Das Biologisk Museet beinhaltet Fauna und Flora.  Sollten Sie den Drang nach frischer Luft verspüren, gehen Sie einfach ein wenig spazieren auf der Insel. Im früheren königlichen Jagdrevier - einem Teil von Ekoparken, dem einzigen Nationalpark weltweit, der innerhalb einer Stadt liegt- liegt Skansen. Im ältesten (1891) Freilichtmuseum der Welt finden sie neben ausgedehnten Spazierwegen etwa 150 Gebäude aus allen Teilen Schwedens versammelt und als kleine Dreingabe auch noch einen Zoo.  Aber aufpassen: es kann sein, dass Ihnen Reiter entgegenkommen. In Skansen gibt es keine Ampeln…

Sollte Ihnen der Sinn mehr nach Bummeln in städtischer Umgebung liegen, wandern Sie von Djurgärden über die Prachtmeile „Strandvägen“ zurück Richtung Innenstadt und wechseln über eine von 4 Brücken auf die Altstadtinsel, die sogenannte „Gamla Stan“. Passieren Sie das Reichstagsgebäude, beschauen sie den Jarl-Turm in der Ferne und finden Sie das königliche Schloss (1760), den Dom und die Tyska Kyrka, die deutsche Kirche (prächtigster Barock!).  Unzählige kleine Geschäfte, Bistros, Restaurants und Cafes laden zum Verweilen und Kaufen ein. Also nehmen Sie lieber den größten Koffer halbgefüllt mit auf die Reise – beim Rückflug ist er prallvoll… mit Trollen, Geschirr, skandinavischer Kleidung und natürlich Tomtes, den schwedischen Weihnachtswichtelfiguren.  Wenn Sie zwischendurch verschnaufen möchten, setzen Sie sich einfach auf die Bank in einer der kleinen Grünanlagen, die überall zu finden sind. Meist schmücken alte und neue Skulpturen die Parks. Vielleicht genießen Sie auch von der Oper aus den Panoramablick auf Gamla Stan, Nationalmuseet und Djurgärden. Wenn Ihre Füße sich erholt haben, können Sie ja dann noch den Turm des Stadshuset im Stadtteil Kungsholmen ersteigen und auf die Altstadt und die City herunterschauen. Oder eines der anderen von rund 70 Museen besuchen.

Stockholm im Technikrausch… 

…so erscheint es beim Durchwandern der Straßen. 

Jeder zweite hat ein Handy am Ohr, hantiert mit i-Pod und sonstigem elektronischen Equipement herum. Selbst im Restaurant klingelt und bimmelt es allenthalben.  Hotelaufzüge können nur mit Chipkarte bedient werden, selbst an den Toilettentüren gibt es Kartenlesegeräte. Andererseits sind die Zimmer oft mit kostenlosem Internetanschluss ausgestattet. Sogar das Web-Checkin sowie das Ausdrucken der Bordkarten kann man bequem vom hoteleigenen Internetcheckpoint für null und nix erledigen.  Bezahlen mit Karte gehört zum guten Ton. Und wo es keine elektronische Vorrichtung gibt, ... da muss man halt warten. In einem Stockholmer Kaufhaus kann man unter Umständen lange an der Kasse stehen, bis man das Gesucht-Gefundene auch an der Kasse bezahlen darf. Nach deutscher Manier stellt man sich brav in die Schlange und wundert sich, dass plötzlich weit, weit hinten Stehende an einem vorbeieilen und freundlich von der Kassiererin empfangen werden. Nur Sie stehen immer noch mit ihren 2 Teilen und warten…   Das Geheimnis heißt Zettelchen ziehen. So wie beim deutschen Arbeitsamt erscheint über dem Kassiererinnenkopf eine Ziffer, worauf hin dann derjenige mit der Leuchtnummer auf seinem Coupon abkassiert wird. Schlaue Einkäufer ziehen sich sofort beim Betreten des Ladens eine Nummer.

Riesige Leuchtreklamen für technische Artikel überall, laufende Fernseher in den kleinsten Bistros, beleuchtete Wandinstallationen, Stockholm kennt anscheinend kein Energieproblem. Wenn bei uns verschämt auf die Stromrechnung gelinst wird, in den Städten nachts die Ampeln ausgeschaltet werden und nur jede zweite Straßenlaterne dem Spätheimkehrer leuchtet – in Stockholm brennen die Lichter in Büros, Verwaltungen und Strassen ununterbrochen. Tag und Nacht stehen zwischen den Jahren in den Fenstern der Privatwohnungen Lichterbögen angeschaltet, die Einkaufsstrassen strahlen um die Wette, dazu das malerische Blinken von Ampeln und geschmückten Riesentannen am Hafen….

Aber vielleicht braucht der gemeine Stockholmer das Licht einfach nur zum Überleben. In den kurzen Tagen (Ende Dezember wird es schon gegen drei Uhr nachmittags stockdunkel) kommt eben wenig UV-Strahlung und Tageslicht an die alten Schweden ran. Und das sorgt normalerweise für ein „heiter Gemüt“.  Womit wir wieder beim Serotonin angelangt sind…

Jenes wird Sie beim Abflug dann aber auch nicht über die leise Wehmut und das Gefühl, noch lange nicht alles von Stockholm gesehen zu haben, hinwegtrösten. Da hilft auch die beste schwedische Sonnenbank nicht!  Erst wenn Sie über den Wolken der immer scheinenden Sonne ins blendende Antlitz schauen, hingerissen auf eine Wolkenlandschaft starren, die wie eine Eiswüste aussieht – dann werden Sie ansatzweise die Lust am Licht und ausgelassenen Feiern der Schweden verstehen.  Irgendeinen Ausgleich muss der (schwedische) Mensch ja haben, wenn er schon nicht im sonnigen Süden Europas wohnt.

Gleichzeitig mischt sich aber auch Bedauern in ihre Vorfreude auf das Heimkommen. Die Menschen, ihre lockere, freundliche Art, der Glanz der Lichterbögen, das freundliche „Hej“ – Sie werden es vermissen! Und wiederkommen…

…ins Stockholm zwischen den Jahren!



Weinseligkeit in Durbach...

Weinkenner werden sofort wissen, wovon ich spreche: die Zauberworte Männle, Laible und Schwörer wecken die Geschmacksknospen und Geruchssensoren eines jeden Verehrers deutscher Weine. Genießern, die eher den nicht flüssigen Köstlichkeiten zugeneigt sind, läuft bei der Vorstellung von ofenfrischem Zwiebel- und Flammkuchen, Weingellee oder Maronen-Mus das Wasser im Mund zusammen. In der Ortenau finden Sie all das. Dazu freundliche Gastgeber, steile Weinberghänge, sehr gute Restaurants und gemütliche Probierstuben. Zugegeben, für einen Gast aus dem Rheinischen oder noch nördlich gelegeneren Gebieten ist die Sprache der Einheimischen nicht sofort in allen Details verständlich. Ebbe so ist des nu emal, wenn man nur wenige Kilometer von „Offebursch“ entfernt Urlaub macht.  

Hinzukommen ist ganz leicht: Immer Richtung Süd-Westen und Baden-Baden. Mit dem Zug geht das auch: ICE bis Mannheim (Sie wissen schon: „Mannehmer Brück’“ von Joy Fleming), dann umsteigen Richtung Basel. Und aussteigen in Offenburg.   Belohnt werden Sie für Ihre Mühen mit herrlicher Landschaft und süffigem Wein, weiß und rot. Die Palette der Rebsorten reicht von Rivaner über Müller – Thurgau, Grauburgunder, zahlreiche andere und natürlich den Klingelberger bis zum Spätburgunder. Die Weine der Ortenau sind bekannt und beliebt, bei Prämierungen sind die Erzeugnisse der Winzer in der vorderster Reihe. Dies gilt sowohl für die Winzergenossenschaftsweine wie auch für die leckeren Tropfen der unzähligen selbstständigen Weingüter.   Um Urlaub in diesem weinseligen Landstrich  zu machen, mit oder ohne Familie, bieten sich verschiedene Möglichkeiten: z.B. in Durbach. Durbach ist der Kernort des Ortenauer Weinanbaues. Hier können Sie exklusiv in der „Rose“, dem „Rebstock“ oder „Zur Linde“, aber auch bodenständig und mit der Zunge direkt am Fass auf einem Winzergut, z.B. im stillen Lautenbachtal bei den Hubers, residieren.  Bei Hubers sind Sie immer herzlich willkommen, bekommen die Brötchen sogar an Sonn- und Feiertagen direkt an die Türe der Ferienwohnung gehangen und können  (sollten Sie Bedürfnis nach körperlicher Betätigung haben) im Herbst bei der Weinlese helfen. Familien mit halbwüchsigen Kindern sind den Hubers immer zu Dank verpflichtet, wenn die Sprösslinge schon nach einem Tag Lese-Hilfe in den Weinbergen todmüde und ohne Murren von ganz alleine ins Bett fallen.   Faulere Zeitgenossen probieren sich unter fachkundiger Anleitung des Winzers oder seiner Gattin durch alle Sorten „Traubensaft“ und schicken zum Abschluss noch einen oder mehrere Marc oder Weinhefebrände hinterher. Im Sommer gibt es ab und an Gegrilltes, im Herbst Maronen oder „Flammekuche“ vom Blech. Wer zu bequem ist, selber in den gut ausgestatteten Ferienküchen zu hantieren, macht einen gemütlichen Spaziergang hinunter ins Dorf und besucht eines der zahlreich vorhandenen Restaurants. Meiner persönlichen Meinung nach schmeckt allerdings kein 4 - Sterne  - Gericht so gut wie selbstgesammelte, glasierte Maronen mit einem schönen Stück Schweinekrustenbraten und Maronen – Kartoffelpüree.  Aber vielleicht steht Ihnen der Sinn ja mehr nach Pilzen oder Obst. Voila – auch damit kann Ihnen Durbach dienen. Besonders im Herbst fallen Ihnen die Äpfel buchstäblich auf den Kopf und Brombeeren haken sich bei Ihnen ein. Wem selbst das Kauen zu anstrengend ist, kann auf die Obstbrände umsteigen, darunter so Außergewöhnliches wie die uralte Haferpflaume.    Sollte das alles noch nicht genug sein, empfehlen sich Ausflüge nach Baden-Baden, wandeln Sie auf den Spuren des Autors Grimmelshausen („Simplex simpliccissimus“) in Rechen, kutschieren nach Bühl oder ins Altstadtzentrum von  Strassbourg auf der anderen Seite der Grenze. (Aber jetzt mal ganz ehrlich – dann hätten Sie doch auch sofort ins Elsass oder so fahren können, oder?)

 Genießen Sie lieber die Ferientage im beschaulichen Durbachtal und lassen Sie sich im Herbst nicht vom Nebel und den Steigungen der Wege davon abhalten, durch die Weinberge zu streifen. Als Belohnung dürfen Sie im Schloss Staufenberg einen Schoppen verpicheln und eine kleine Vesper zu sich nehmen. Oder sich auf das leckere Glas Grauburgunder in der Probierstube der Hubers freuen.   Wenn Sie Silvester dann zuhause anstelle des gängigen Champagners einen Durbacher „Risecco“ oder Huber’s  Weißburgunder - Sekt entkorken und knallen lassen, erinnern Sie sich an die schönen Tage in Durbach. 

Dann fängt das neue Jahr schon sofort gut an  ...




Seeurlaub in Deutschland – wie langweilig! Diese Aussage werden passionierte Anhänger der deutschen Ostseeküste sicherlich gut kennen. Wenn Sie dann auch noch verschämt gestehen, in der Nähe von Hohwacht residieren zu wollen…

Auch wenn an der deutschen Ostseeküste keine mediterranen Temperaturen herrschen (außer in Jahrhundertsommern) ist das kleine, überhaupt nicht mondäne, Heilbad ein Paradies für all jene, die nicht den Rummel suchen oder mit Familienanhang reisen. Die fehlenden Palmen übersehen Sie ganz einfach. Packen Sie Kleidung für jedes Wetter in die Koffer und starten Sie Richtung Nordkap. Die Schleswig-Holsteinische Landeshauptstadt Kiel ist eigentlich nicht zu verfehlen, die A7 führt wie ein Pfeil bis zur dänischen Grenze. Eine Unterkunft zu finden, ist nicht schwer: Sie können auf Bauerhöfen, im Zelt oder, mit einem glücklichen Händchen und etwas größerem Geldbeutel, ganz herrschaftlich auf einem der Gutshöfe und Schlösser in der Umgebung Quartier beziehen. Viele der, immer noch adligen, Besitzer haben Teile ihrer Ansitze zu Ferienwohnungen umgebaut. Oder sie vermieten die alten Gesindehäuser. Pensionen und Hotels gibt es auch reichlich. Die Gegend um Lütjenburg und Hohwacht ist nicht so überlaufen wie der z.B. „Weißenhäuser Strand“. Wer allerdings „richtigen“ Sandstrand haben will, muss entweder die Kurtaxe in Hohwacht bezahlen oder fährt ein paar Kilometer weiter nach Sehlendorf. Alle anderen tummeln sich am Naturstrand bis nach Behrensdorf, schauen begeisterten Kindern zu, die sich die Zeit damit vertreiben, wahre Damm-Kunstwerke mit den herumliegenden Steinen zu errichten … oder spielen nach dem Wegräumen der größten Hindernisse Beach-Volleyball. Und das, ohne befürchten zu müssen, anderen Sonnenanbetern in die Quere zu kommen, Platz ist genug. Aber auch bei schlechterem Wetter kann man gemütlich und ungestört an der Wasserkante kilometerweit spazieren gehen. Unterwegs können Sie im „Klabautermann“ einkehren. Das kleine Gasthaus ist äußerst familienfreundlich. Sie haben die Wahl, ob Sie sich draußen, an Holzbänken, nur wenige Meter vom Strand entfernt, den riesigen „Fischteller“ einverleiben. Oder im engen, aber gemütlichen, Inneren des winzigen Restaurants zwischen Behrensdorf und Hohwacht Ihr „Holsteiner Sauerfleisch“, Krabbenbrot und Ähnliches verspeisen. Absolut frische Ware, große (norddeutsche) Portionen und frische Seeluft sind hier selbstverständlich. Und die Bedienung ist hier gar nicht nordisch-kühl. Wenn alle Bänke besetzt sind (was fast immer der Fall ist), serviert sie Ihnen die Getränke auch durchaus auf dem Rasen. Aber vielleicht bestellen Sie ja auch aus Lust am Widerspruch ein Schnitzel. (Das schmeckt übrigens wirklich nicht nach Fisch!) Während Ihre Kinder in Sicht - und Rufweite am Strand herumpusseln, lassen sie sich das Bier oder den Kaffee schmecken, warten auf einen freien Bankplatz, schauen auf’s Meer hinaus oder auf den klitzekleinen „Jachthafen“ an der sogenannten „Lippe“. Hier ist auch die Verbindung zum „Großen Binnensee“, welcher allerdings in Privatbesitz ist. Nur Hausgäste des Grafen Waldersee können die Ruderboote im Bootshaus nutzen, um auf dem See Kapitän zu spielen. Der „Kleine Binnensee“, zwischen der Uferstrasse von Behrensdorf nach Hohwacht und der Ostsee gelegen, ist zusammen mit den Dünen Naturschutzgebiet. Trotz der Urlauber haben sich hier Pflanzen- und Tierarten bewahrt, die es nur noch selten zu sehen gibt.  Nach dem Verdauungs-Spaziergang begeben Sie sich nach Lütjenburg und genehmigen sich dort einen „Lütjenburger Korn“ zur Digestion. Entweder direkt aus der Destille oder aus einem der Supermärkte wie Aldi, Lidl oder Plus. Oder Sie trinken einen Espresso im kleinen Eiscafe direkt am Markt. Im Sommer veranstaltet die Kleinstadt immer ein großes Stadtfest. Hier sind Urlauber und Einheimische bei Musik, kulinarischen Leckereien, Trödelmarkt und sonstigen Aktivitäten vereint.  Sollten Sie schon wieder Hunger haben, empfiehlt sich ein Blick in den Hohwachter Veranstaltungskalender. Einige Male während der Sommerferienzeit gibt es dort den „Schlemmermarkt“. Restaurants aus der Umgegend verwöhnen Sie dort mit Bratkartoffeln zu Sauerfleisch oder Scampi-Spießchen. Dazu Getränkestände, Livemusik, … und auch an die Sprösslinge wird in Hohwacht gedacht. In der „Strandesberghalle“ werden Kinderveranstaltungen mit Basteleien und Ähnlichem angeboten. Auf der kleinen Strandpromenade begegnen Ihnen junge Familien, aber auch alte und junge Paare, die Hand in Hand dort flanieren. Und manchmal weht ein Hauch der goldenen Jahre des Seebads durch die salzige Seeluft. Wem das alles nicht reicht, rutscht eben mal ins 30 Km entfernte Kiel hinüber. In der „Sophienpassage“ shoppen, dann am Skandinavienkai die großen Fährschiffe betrachten oder während der „Kieler Woche“ alte und neue Windjammer bestaunen – hier finden Sie nicht unbedingt Düsseldorfer Flair, aber für einen beginnenden Großstadtentzug reicht das allemal. Außerdem… Sie wollten doch Urlaub machen, vom Alltäglichen Abstand gewinnen, oder??

 




Eins vorab: Praha, Hauptstadt der Knödel-und Bierliebhaber, goldener Dächer und ebensolcher Stimme fordert den touristischen Ganzkörpereinsatz!  Fußlahme und Rückenschmerzgeplagte sind hier hoffnungslos verloren. Erstere, weil die meisten Sehenswürdigkeiten zwar in der Nähe von Metro-Stationen, Tram- oder Bus-Haltestellen erreichbar sind, aber eben nur in der Nähe. Zudem gibt es so unendlich viel zu sehen…wenn die Unmengen an Besuchern einen einigermaßen freien Blick auf Karls-Brücke, Gemeindehaus, Kirchen, Jugendstilgebäude etc. zulassen und auch keine Sightseeing-Busse die engen Straßen verstopfen.  Letztere, also diejenigen mit schwacher Rückenmuskulatur, werden in Prag schwer an Kameras und Einkaufstaschen zu schleppen haben. Souvenirshops mit allem, was an Kitsch und Krempel an die Touristen zu bringen ist, gibt es zuhauf. Daneben einige große Einkaufspaläste, deren Angebote jedes modebewusste Frauenherz höher schlagen lässt. Wer genügend Kleingeld hat, kann sich z.B. auf der Pariser Straße bei Gucci, Steilmann, Cartier, Dior u.a. mit dem nötigen Luxus versorgen. Oder böhmisches Glas in jeglicher Form einkaufen. Oder, oder, oder…   Sie kamen an – per Flugzeug und stehen nun ratlos da. Der Prager Airport Ruzyne liegt weit außerhalb von Prag. Bitte machen Sie nicht schon hier den ersten Fehler ihrer Reise! NIE auf die Avancen von Taxifahrern eingehen, die NICHT ein Leuchtschild auf ihrem Wagen haben oder Ihnen keine schriftliche Vorausbestätigung des Fahrpreises zu ihrem angegeben Hotel-Ziel geben wollen. Am besten ist es, wenn Sie schnurstracks zu einem der Taxizentralen-Counter im Ankunftsgebäude gehen (z.B. AAA-Tai, Airport-Taxi…). Dort bekommen Sie zum Festpreis innerhalb kürzester Zeit einen Fahrer herbeigefunkt und für die Rückfahrt zum Flughafen sogar noch Rabatt. Preiswerter ist nur der Transport mit dem Bus zur Metro-Station und dann per Tram, Bus oder Pedes zum Hotel. Um die 700 Kronen kostet es vom Flughafen bis in die Stadt, was ganz grob gerechnet etwa 30 Euro entspricht. Starke Nerven sollten sie allerdings haben – Tschechen halten sich zwar an die meisten Verkehrsregeln, aber sie brettern durch die Stadt, als wenn Rübezahl, sämtliche Erzgebirgischen Hexen und Satan persönlich ihnen auf den Fersen wären. 

Nun stehen Sie vor ihrem Hotel und erwarten z.B. ein Drei-Sterne-Zimmer, wie sie es von zuhause aus kennen. Dass die meisten Tschechen mit Deutsch erheblich weniger Schwierigkeiten haben als wir mit der tschechischen Sprache stimmt Sie schon einmal vergnügt. Sollten alle Stricke reißen, ist Englisch angesagt, was ebenfalls sehr gut beherrscht wird von den Einheimischen.  Dann kommt das Erwachen … Drei Sterne in Deutschland entsprechen keinesfalls drei Sternen in Prag! Eher 1 ½ nach unseren Maßstäben. Die Preise allerdings gehen auch für ein 5-Sterne-Hotel durch… Egal, Sie packen aus und beschließen, einen ersten Erkundungsgang durchzuführen. 

Direkt in Prag zu wohnen, hat seine Vor- und Nachteile. Einerseits sind Sie sofort mitten drin in allem Sehenswerten, andererseits aber auch Tag und Nacht Touristenströme, Polizeisirenen, Straßenlärm. Prag ist eine laute Stadt!!! Außerhalb der Alt- und Neustadt wohnt es sich ruhiger. Und mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Stadt bestens ausgestattet. Sie können schon am Flughafen Touristentickets kaufen, wahlweise als 1-,3- oder 5-Tageskarte. Ob Metro, Tram oder Bus, einmal abgestempelt brauchen Sie sich keine Sorgen mehr zu machen.  Die Prager Metro besteht aus drei Linien, gekennzeichnet in grün, gelb und rot. Stellen Sie sich Prag als Sechseck vor. Von drei Ecken aus fahren die Bahnen zur gegenüberliegenden (und natürlich auch zurück) und kreuzen sich dabei. Hört sich kompliziert an, ist aber wunderbar einfach. Und schnell. So schnell wie die ellenlangen Rolltreppen an den Kreuzungspunkten. Selbst als Noch-Nicht-50er/in hat man/frau seine Mühe, zum richtigen Zeitpunkt auf die Metallstufen aufzuspringen. Prager beherrschen das sehr viel besser, die demonstrieren dieses Kunststück sogar während sie in einem Buch lesen…  Busse und Bahnen gibt es ebenfalls zuhauf, wobei die Bahnen (Trams) uns verwöhnte Deutsche in der Regel an die ÖPNV-Vehikel vor 40 Jahren erinnern. Am besten ist es, Sie fahren zum Platz der Republik (Namesti republiky…die Akzent-Zeichen bitte dazu denken, ich kriege das einfach nicht hin…). Dort steigen Sie direkt vis-a-vis des unterirdischen Eingangs des „Palladium“ Einkaufcenters aus, arbeiten sich durch die Ladenetagen und erreichen dann den Ausgang auf den Platz. Sie können natürlich auch direkt aus der Unterwelt mit oben beschriebener Rolltreppe aufsteigen.

Kommen wir zu den WIRKLICH wichtigen Dingen eines Prag-Aufenthaltes…

Getreu des Mottos „Veni, vidi, vici“ haben Sie alle Probleme der Anreise gelöst und beginnen am nächsten Morgen mit dem „Sehen“, Unterrubrik „Sieht das aber lecker aus…“ Das erste, was Ihnen unter die Augen kommt (nach dem üblichen morgendlichen Herrichtungsritual inklusive Erschrecken über das eigene Spiegelbild), sind Frühstücksraum und Buffet. Ernährungstechnisch werden Sie keine größeren Probleme bekommen, soviel sei schon einmal gesagt.  Nur an die heißen Würstchen, den Salat und sonstige Rohkostangebote zum Frühstück muss man sich als Deutscher gewöhnen. Die Tschechen hingegen sind ganz erpicht darauf.  Graubrot schmeckt meist ein wenig fad. Dafür können Sie sich aber ersatzweise an Mohn- und Apfelzopfscheiben gütlich tun. Überhaupt gibt es Brot zu allem und jedem. Egal, wo Sie sind und  was Sie bestellen – vorher gibt es einen großen Korb Brotschnitten.

Kleiner Tipp am Rande: Nehmen Sie ein paar Tütchen Nescafe mit. Kaffeekochen ist nicht unbedingt die Stärke der Prager. Selbst in Cafes und Restaurants  der gehobeneren Preisklasse schmeckt das braune Gebräu…naja…gewöhnungsbedürftig.

Dafür dürfen Sie sich aber im Laufe des Tages an anderen Genüssen laben. Als da wären…

-         Prager Schinken Teller: etwas für den kleinen Hunger zwischendurch, wenn kein Milchreis-Gnom in der Nähe ist. Am besten in einem der unzähligen Brauhäuser oder Kneipen Pivina auf Tschechisch) zu verkosten. Dort kostet es weniger und die Portionen sind auch nicht im Mikroformat.

-         Bier: Klar, Pilsener Urquell oder Gambrinus oder Budvar. Tschechen trinken nicht zum Essen, sondern umgekehrt. Insofern kann man Bier auch zu den Grundnahrungsmitteln zählen. Weizen ist sowohl im Brot wie im Bier. Übrigens steigt das gezapfte Bier nicht so in die Hirnschale wie Flaschenbier. Angeblich gibt es da eine Herabschraubung der Alkoholumdrehungen für den Kneipenausschank, was das Weiterlaufen nach dem Gaststättenbesuch erheblich vereinfacht.

-         In der Hausbrauerei „U Medvisku“ in der Medviska gibt es auch das in Flaschen abgefüllte stärkste Bier der Welt mit 33 % Prozent Alkohol zu kaufen. Na dann Prost!

-         Schweinshaxen, meist als „gegrilltes oder gebratenes Schweineknie“ auf der Speisekarte  bezeichnet. Hervorragend auf der Kleinseite von Prag im „Malostranska Pivine“. Nicht abschrecken lassen von den voll mit Touristen besetzten Tischen. Das Gebäude ist mit unzähligen verwinkelten und versteckten kleinen Gasträumen ausgestattet, eine ruhige Ecke finden Sie fast immer. Das Essen ist preiswert und sehr schmackhaft.

-         Apfel- und/oder Mohnstrudel sind göttlich…

-         Fast noch leckerer sind die mit Mohn oder Früchten gefüllten Hefeklöße.

-         Abzuraten ist (was das Essen in Lokalen angeht) von der Bestellung eines Lendenbratens. Das besteht aus maximal drei winzigen Scheibchen Schweinebraten, meist mit undefinierbarer Sauce. Auch „Steak“ ist nicht immer das, was wir vom Argentinier o.ä. kennen, sondern häufigst ein etwas dickeres Nackenkotellet.

-         Knödel sind DIE Hauptbeilage. Leider werden den Touristen meist an gewässerte, vorher getrocknete Weißbrotschnitten erinnernde, Knödelscheiben vorgesetzt.

-         Besoffene Pflaumen sind in Slivovitz eingelegte und mit gebratenem Speck ummantelte Zwetschgen. Himmlisch lecker und weniger gefährlich als der Name vermuten lässt

-         Die Kaffeepause sollten Sie einmal im Cafe des Gemeindehauses verbringen. Okay, der Kuchen ist nicht gerade dem Preis angemessen, aber wenn Sie in dem riesigen Jugendstil-Saal von livrierten Kellnern mit fahrbarer Kuchentheke direkt an Tisch besucht werden, Live-Musik (Swing, Bar-Jazz) im Hintergrund, die herrlichen Lüstern über sich – dann fühlen Sie sich der Belle Epoque einfach nahe! Und anstelle des Kaffees schlürfen Sie genüsslich ein Glas Sekt!

Auf jeden Fall sollten Sie nie den Fehler begehen, sich in eines der überzahlreichen Lokale an den Hauptrennstrecken niederzulassen. Zu teuer und zu schlecht, so nett eingedeckt auch alles aussehen mag. Sollte Ihnen ein Kellner oder Anwerber schon mit der Speisekarte in der Hand entgegenkommen auf der Straße, gilt doppelte Vorsicht! Lieber in den unzähligen Seitenstraßen nach einer Gaststätte suchen.

Ebenso sollten Sie darauf achten, dass Ihnen vor der Bestellung kundgetan wird, ob der Service-Aufschlag schon im Preis enthalten ist! Ansonsten sind nämlich 10-15% der Rechnungssumme hinzu zu blechen.

Restaurant-Tipps:

„U Medvisku“ in der Medviska, Altstadt

„Malostranska Pivine“ auf der Kleinseite

„U Kapra“, Zalecka, Altstadtteil Josefov

 

Don’t go… :

„Club Lavka“ direkt am Moldauufer unterhalb der Karlsbrücke. Die wunderbare Aussicht auf Hradschin und Kleinseite genießen, ein Bierchen etc. okay, aber nicht essen! Zu teuer für die angebotene Qualität und ein Service, der erst nach dem Bezahlen mit der Forderung nach dem Service-Geld herausrückt.

Alle Restaurants an den Rennstrecken

Hot-Dog-Stände etc.

L.A.-Fingerfood im „Palladium“, selbst für hartgesottene, Fast-Food-gewöhnte, Jugendliche eine Zumutung. Geschmacklich und preislich.

 

So…nachdem Sie nun wissen, wo Sie wann eine Stärkung zu sich nehmen und die Füße ausruhen lassen können, werden Sie on the road geschickt!

Rubrik "Prag zu Fuß ist machbar":

Allerdings sollten Sie für gutes Schuhwerk, genügend Fußcreme und ausreichend Pflaster im Reisegepäck sorgen. Die Strassen sind nicht so „gepflegt“ wie bei uns, speziell in der Altstadt macht das uns ungewohnte Kopfsteinpflaster vielerorts Probleme auf die Dauer.  Die beste Möglichkeit zur ersten Orientierung in dieser Stadt ist der Blick auf den Stadtplan und der Gang zur Rezeption ihrer Unterkunft. Dort liegen meist alle möglichen Flyer aus, auf denen Ihnen Rundfahrten angeboten werden. Einstündige, bei denen Sie kaum EINEN Schritt laufen müssen, dreistündige Exkursionen mit Regenschirmreckenden Reiseführern, Ganztages-Fahrrad-Führungen oder Wanderungen durch die Stadt inklusive Massenmittagessen und Kaffeetafel. Wer es exklusiver mag, darf sich im Oldtimer für eine Stunde den Blicken jener Touristen aussetzten, die nicht bereit sind, knapp 70 Euro für dieses Vergnügen zu zahlen. Dann gibt es noch die (unvermeidlichen?) Kutschen-Führungen. Oder Sie jückeln auf seltsamen Stehbrettern mit riesigen Reifen und Elektroantrieb durch die Gassen. Schwindelfreie dürfen sogar auf der Kleinseite mit einem Ballon die Übersicht über Prag erhalten. Das Aufstiegsvergnügen ist kurz, teuer und an eine Leine gefesselt, erlaubt jedoch wunderbare Bilder. Nachteulen können auch eine Schifffahrt buchen mit Buffet und Getränken.  Sollten Sie sich entschlossen haben, erst einmal auf eigene Faust „ins Städtchen“ zu gehen, finden Sie auch zum spontanen Buchen genügend Kioske der verschiedensten Seightseeing-Anbieter. Der Vorteil (z.B. beim Anbieter „Martin-Tours“) des frühzeitigen Buchens ist es, dass Sie auch durchaus vom Hotel abgeholt werden! Zurück müssen Sie dann allerdings alleine finden.  Gut – Sie haben nun eine dieser Führungen hinter sich und das Wichtigste und/oder Schönste schon gesehen. Zumindest von außen. Ihnen ist aufgegangen, dass vom Platz der Republik, dem Wenzelsplatz und der Metrostation Malostranska auf der Kleinseite die Sehenswürdigkeiten am besten zu erreichen sind. Der Reiseführer hat Sie mit Informationen nur so überschüttet. Was nun?  Nehmen Sie sich eine Stunde Zeit und schmökern sie in ihrem Reiseführer-Buch. Ausreichend sind z.B. die Marco-Polo-Taschenbücher oder die des ADAC. Dann sortiert sich meist das Gesehene ein wenig. Die Routenvorschläge allerdings sind meist nicht durchführbar…an jeder Ecke werden Sie aufgehalten, weil entweder eine Häuserfassade Sie in Verzücken versetzt, das Bier lockt, die Gassen durch Touristen verstopft sind oder einfach die Warteschlangen zu lang sind. Manchmal haben Sie sich auch einfach nur verlaufen. Gerade im Sommer überlaufende Attraktionen sind: die Karlsbrücke, der Hradschin sowie im jüdischen Viertel der Friedhof. Dort stehen Sie u.U. zwei Stunden an, um dann im Gänsemarsch durchgeschleust zu werden.  Das Nationalmuseum hingegen wird meist nur von außen belagert…Paläantologische Ausstellungsstücke, Mineralien und ausgestopfte Tiere sind eben nicht der Renner, wenn sie in endlosen Reihen in altmodischen Vitrinen präsentiert werden. Keine Spur von „Erlebnis-Museums-Pädagogik“ etc.. Dabei ist alleine das Vestibül eine nähere Betrachtung wert!!! Ebenso im Untergeschoß die kleine Ausstellung zur jüngeren Geschichte Prags!  Auch der erhöhte Blick aus dem Fenster auf den Wenzelsplatz ist beeindruckend, erst Recht, wenn man sich anstelle der kamerabewehrten Besucher aus aller Welt die Bilder vom Prager Frühling vor Augen holt. Der heilige Wenzel erträgt die heutigen Besucher mit genauso stoischer Ruhe wie alles bisher. Blutvergießen war er gewohnt…in seiner Familie wurde gemordet, was zu ermorden war. Da ist das bisschen Lebenssaft aus den wundgelaufenen Füßen der Urlauber ein Klacks für ihn. Jene können Sie hochlegen in den abgelegeneren Strassen. Plätze in jeder Form und Größe, häufig wie kleine Oasen mit Bäumen, Blumen und Kunst bestückt, finden Sie  dort. Auch Parkbänke zum Ausruhen. Manchmal sind auch in den Innenhöfen Mini-Anlagen entstanden mit Restaurants, Cafes und im Grünen. Auf der Kleinseite ist insbesondere der Kampa-Park zwischen Karlsbrücke und Legil-Brücke (führt über die Erholungsinsel Strelecky) mit seiner Moldaupromenade zu empfehlen. In nächster Nähe liegt auch das Kampa-Museum. Dort finden Sie moderne Kunst, die als Land-Art auch in Form von aufgereihten Pinguinen am Ufer steht. Oder riesigen roten Hasen…

Geschichtlicher ist der Waldenstein-Garten (ebenfalls auf der Kleinseite). An den Hängen unterhalb der Burg ein stilles Refugium für Gartenliebhaber.  Fast alle literarischen, malerischen und Komponisten-Größen waren in Prag. Manche kurz, manche länger. Allen wird hier gehuldigt. Das Franz-Kafka-Museum z.B. (Altstadt) ist sehenswert mit seinen Handschriften etc., der jugendstilige Mucha ist auch vertreten (ebenfalls in der Altstadt). Daneben Dali-Ausstellungen und…und…und… in Galerien. Fast jeder hat hier ein eigenes Museum. Nur Pan Tau nicht, der stumme, bezaubernde Mann mit der Melone. Selbst den Pragern tut das leid!

Wer es Bauhaus-mäßig vorzieht, muss sich unbedingt auf den Weg in einen Vorort von Prag machen: die Villa Müller von Adolf Loos wurde vom Architekten selbst als seine liebste bezeichnet. Besichtigung allerdings nur nach Voranmeldung. Um dorthin zu kommen setzen Sie sich in die Tram-Linie NR.1 Richtung Petrinu und steigen an der Haltestelle Orechovka aus. (Die Erklärung des Weges deshalb, weil die ÖPNV-Linienpläne nur für die engere Umgebung der Stadtmitte vorhanden sind.)  Das tanzende Haus (Ginger and Fred) von Richard Gehry – der mit den windschiefen Bauten im Düsseldorfer Medienhafen – ist nicht so schwer zu erreichen. Meist wird es auch bei den Rundfahrten angesteuert.  Die Nationalgalerie im Messepalast liegt auch etwas außerhalb. Dort gibt es Bilder und Plastiken der Moderne zu sehen. Der Bau an sich ist schon sehenswert. Konstruktivismus in Reinform. 1928 galt das Gebäude als größte Messehalle der Welt. 

Überhaupt werden Sie sich in Prag öfters wundern, wie selbstverständlich der alten Bausubstanz modernste Stile aufgepflanzt oder angebaut werden. Da werden ehemalige Kupferwalmdächer zu Solarplattenbelegten, futuristischen Bedachungen mit ultramoderner Loggia, zwischen klassizistischen Fassaden stehen moderne Vorhangfassaden, oder prächtigste Jugendstilgebäude betrachten sich in glänzenden Spiegelglaswänden. 

Sollten Sie Konzert-Liebhaber sein, kommen Sie hier voll auf Ihre Kosten. Das Angebot ist überwältigend. In fast jeder Kirche finden diese Veranstaltungen statt, in Kneipen gibt es Jazz und auf der Karlsbrücke begegnen Sie auch einigen Musikern. Genauso ein Schlaraffenland ist Prag für Theaterliebhaber. Insbesondere jenen, die Pantomime oder das „Schwarze Theater“ lieben, sei die „Laterna magica“ in der Neustadt empfohlen! Die hohe Kunst des Puppenspiels können Sie ebenfalls in mehreren Lokalitäten genießen.

Also bis dann einmal in Prag!